In der Reihe "Wissenschaftliche Diskussionspapiere" des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ist eine Studie zu den Folgen von Digitalisierung und Vernetzung für die anerkannten Ausbildungsberufe Landwirtin/ Landwirt und Fachkraft Agrarservice erschienen.

Sie ist Teil eines größer angelegten Berufescreenings für insgesamt 14 anerkannte Ausbildungsberufe in unterschiedlichen Branchen, die in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen einer Forschungsinitiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des BIBB untersucht worden sind. Ausgehend von eingesetzten Technologien wurde der Frage nachgegangen, wie sich Arbeitsaufgaben und Kompetenzen verändern und in welcher Form daraus Konsequenzen für die Ausgestaltung von Ausbildungsberufen zu ziehen sind. Auf Basis einer Literatur- und Sektoranalyse kamen dabei Betriebsbegehungen, qualitative Interviews sowie eine Online-Befragung von Fachkräften, Vorgesetzten und Ausbildenden als Untersuchungsmethoden zum Einsatz.

Im Ergebnis zeigt sich, dass aktuell keine zwingende Notwendigkeit zur Modernisierung der beiden untersuchten Ausbildungsberufe aufgrund von Digitalisierung und Vernetzung besteht. Dies erklärt sich bei der aus dem Jahr 1996 stammenden Ausbildungsordnung Landwirtin/ Landwirt durch die gewählte Struktur. Insgesamt 17 zum Teil sehr unterschiedliche Betriebszweige aus den Bereichen Pflanzenbau und Tierhaltung werden mit dieser Verordnung abgedeckt, woraus ein sehr hoher Abstraktionsgrad der zu vermittelnden Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten resultiert.

Die technikoffenen Formulierungen können die Entwicklungen zum jetzigen Zeitpunkt (noch) abbilden und stellen eine Art Alterungsschutz dar. Entscheidend für die Qualität der Ausbildung ist deren konkrete Gestaltung auf Grundlage der jeweiligen digitalen Ausstattung eines Betriebes, also das, was unterhalb der ordnungspolitischen Ebene aus den Vorgaben des Ausbildungsrahmenplans gemacht wird. Insbesondere im Umgang mit Lebewesen bilden berufliche Fachkompetenzen im Pflanzenbau und der Tierhaltung dabei auch weiterhin die essenzielle Grundlage beruflicher Handlungsfähigkeit.

Berufliche Erstausbildung muss jedoch auf zusätzliche Kompetenzanforderungen im Zuge von Digitalisierung und Vernetzung von Geschäfts- und Arbeitsprozessen reagieren. Hier stehen etwa die Steuerung von Maschinen und Anlagen sowie die Nutzung von Daten, die Organisation von Datenflüssen und das Prozessmanagement im Vordergrund. Ausbildende vor Ort sollten diesbezüglich durch geeignete Konzepte und Materialien unterstützt werden. Zu erkennen ist außerdem ein Bedeutungszuwachs von überfachlichen Kompetenzen, insbesondere Prozessverständnis, Lernbereitschaft und analytisches Denken. Ähnliches gilt auch für die aus dem Jahr 2009 stammende Ausbildungsordnung Fachkraft Agrarservice. 

Weitere Informationen

Die Studie kann auf der Internetseite des BIBB kostenlos heruntergeladen werden.

Quelle: BIBB