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Im Rahmen des Projekts „Begleitung von Milchviehherden bei der Umstellung von enthornten auf behornte Tiere oder von Anbinde- auf Laufställe“ wurde ein Leitfaden für die Haltung horntragender Milchkühe entwickelt.
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Was macht den Werkzeugkasten "Horntragende Herden" so interessant für die Beratung?

Knierim: Wir bieten damit eine systematische Hilfe, um Betriebe ganz individuell dabei zu unterstützen, horntragende Kühe im Laufstall möglichst tiergerecht zu halten. Im Unterschied zu anderen Leitfäden werden keine starren Empfehlungen gegeben, weil die niemals allen verschiedenen betrieblichen Bedingungen gerecht werden können. Als erstes schauen wir am Tier, wie die Kühe überhaupt zurechtkommen und suchen in Problemfällen nach möglichen Ursachen in Haltung und Management, um darauf aufbauend Änderungsvorschläge zu machen. Übrigens sind die Grundsätze, wie Kühen im Laufstall ein möglichst stressarmes Zusammenleben ermöglicht wird, für hornlose und horntragende Herden dieselben. Nur bei horntragenden Herden werden Probleme – über eine unruhige Herde hinaus – deutlich an Hautschäden durch die Hörner sichtbar.

Gibt es schon Praxiserfahrungen bei der Anwendung?

Knierim: Wir haben den Werkzeugkasten auf Basis der im Projekt gesammelten Praxiserfahrungen, des Wissens der beteiligten Beratungskräfte, Landwirtinnen und Landwirte und vorliegender Forschungsergebnisse entwickelt. Aber exakt in der vorliegenden Form konnten wir ihn noch keinem Praxistest unterziehen. Um das tun zu können, haben wir bis Ende dieses Jahres noch eine Projektverlängerung erhalten.

Wie groß ist der Aufwand für Beratungskräfte, sich das Konzept zu erarbeiten und als Beratungstool anzuwenden?

Knierim: Wir denken, dass wir in einer anderthalbtägigen Schulung das Konzept im Wesentlichen vermitteln können. Natürlich hängt es auch von der Erfahrung des Beraters/der Beraterin ab, die sich mit der Zeit schließlich vergrößert, wie sicher und effektiv er/sie mit dem Werkzeugkasten arbeiten kann.

Wie sind die Workshops aufgebaut?

Knierim: Wir haben zwei Formate: Praxisworkshops und Beraterschulungen. Die Workshops richten sich an Praktiker und Multiplikatoren. Sie tragen den Titel „Horntragende Kühe im Laufstall – so geht’s!“ Am Projekt beteiligte langjährige Beratungskräfte sowie Praktikerinnen und Praktiker vermitteln ihre Erfahrungen und stellen die Ergebnisse aus dem Projekt praxisbezogen dar. Auch das persönliche Motiv der Bäuerinnen und Bauern, der Umgang mit horntragenden Tieren, Fragen zur Arbeitssicherheit und die Kulturgeschichte horntragender Rinder sind Themen und Teil der Diskussion. Am Nachmittag wird ein Stall besichtigt und es wird versucht, ein Verständnis für Herdenverhalten zu vermitteln. Die besonderen Bedingungen der Haltung und Herdenführung horntragender Milchkühe werden praxisorientiert erläutert. Am guten Besuch der bisher acht bundesweit durchgeführten Veranstaltungen gemessen besteht offensichtlich großes Interesse an der Haltung horntragender Kühe. Im November und Januar finden die beiden letzten Workshops im Projekt statt. Die Beraterschulungen im Dezember und Januar stellen stärker praktische Übungen zur Nutzung des Werkzeugkastens auf einem Betrieb und Beispielfälle in den Mittelpunkt.

Wie groß ist das Potenzial für die Anwendung in Deutschland? Wie viele Betriebe mit horntragenden Herden gibt es und wie groß ist Ihrer Erfahrung nach der Optimierungsbedarf?

Knierim: Alle Demeter-Milchviehherden und ein gewisser Anteil anderer Bio-Milchviehherden (schätzungsweise zehn Prozent) haben horntragende Kühe. Auch einzelne konventionelle Betriebe halten Kühe mit Hörnern. Besonders wenn Betriebe von Anbinde- auf Laufstallhaltung umstellen, stellt sich häufig die Frage, was mit den Hörnern der Kühe geschehen soll. Aktuell ist Milch von horntragenden Kühen gefragt und einige Demeter-Molkereien suchen Betriebe. Auch für diese Milchviehbetriebe mit Interesse an der Umstellung auf die Haltung horntragender Kühe ist der Werkzeugkasten ein sehr gutes Hilfsmittel, die eigenen Haltungsbedingungen zu prüfen und anzupassen. Denn Optimierungsmöglichkeiten gibt es fast überall. In unserem Projekt haben teilweise Betriebe mit geringen Problemen besonders aktiv an weiteren Verbesserungen gearbeitet. Aber es gibt auch eine Reihe von Betrieben, denen wir Änderungen im Management oder den Haltungsbedingungen klar empfehlen.

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Projekt "Hörner im Laufstall"

Im Rahmen des Projekts "Begleitung von Milchviehherden bei der Umstellung von enthornten auf behornte Tiere oder von Anbinde- auf Laufställe unter Einbeziehung von Modellbetrieben als Basis für eine qualifizierte Beratung in der Milchviehhaltung" ("Hörner im Laufstall") haben Agrarwissenschaftlerinnen und Agrarwissenschaftler der Universität Kassel gemeinsam mit Beraterinnen und Beratern der Verbände Bioland und Demeter einen Leitfaden für die Haltung horntragender Milchkühe entwickelt. Geleitet wurde das Projekt (Laufzeit: 1. November 2014 bis 31. März 2019) von Prof. Ute Knierim von der Universität Kassel. Die Förderung erfolgte über das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft.

Der "Werkzeugkasten für die Haltung horntragender Milchkühe im Laufstall" bietet unter anderem zahlreiche Vorschläge, mit denen aufgedeckte Mängel je nach betrieblichen Voraussetzungen individuell behoben werden können. Für landwirtschaftliche Betriebe und Beratungskräfte werden dazu Praxisworkshops beziehungsweise Schulungen angeboten:

  • Praxisworkshops "Horntragende Kühe im Laufstall – so geht’s" am 6. November in Twistetal (Nordhessen) und am 27. Januar 2020 in Emmendingen (Südschwarzwald)
  • Beraterschulungen zur Anwendung des Werkzeugkastens für die Haltung horntragender Milchkühe im Laufstall am 5./6. Dezember 2019, am 9./10. Dezember 2019, am 8./9. Januar 2020 in Freden (Südniedersachsen).

Weitere Informationen sowie die Materialien des Werkzeugkastens (Beurteilungskarten, Erhebungsformulare, Excel-Tabellen für die Auswertung sowie dieser Werkzeugkasten als PDF) stehen auf folgender Internetseite zur Verfügung:
www.uni-kassel.de/go/werkzeugkasten

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