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Eine gute Koordination und Pflege der gemeinsamen Kommunikation ist auch in Praxisnetzwerken das A und O.
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Die Praxisforschung entwickelt sich derzeit besonders dynamisch. Maßgeblich dazu beigetragen hat das vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) finanzierte Projekt Witra, das der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) koordiniert hat.

Die offizielle Bezeichnung des gesamten BÖLN-Projektes lautet "Auf Augenhöhe: Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis der ökologischen und nachhaltigen Land- und Lebensmittelwirtschaft", kurz Witra. Neben dem BÖLW haben viele Öko-Verbände und Institutionen an dem Projekt mitgewirkt. Ziel war es, die Wissenskommunikation weiterzuentwickeln und die Markt- und Zukunftsfähigkeit des ökologischen und nachhaltigen Landbaus entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu stärken. Hierfür wurden von 2015 bis 2019 bundesweit 730 Informationsveranstaltungen für Landwirtinnen und Landwirte, Verarbeitungsunternehmen und weitere Akteure der Biobranche durchgeführt. Auch zukünftig wird es Veranstaltungen für Landwirte und Landwirtinnen geben, das BÖLN hat hiermit den BÖLW und Öko-Anbauverbände beauftragt.

Gute Koordination

Das Witra-Projekt hat gezeigt, dass vieles stimmen muss, damit Netzwerke zwischen Praxis und Wissenschaft erfolgreich sind. Neben gemeinsamen Zielen und einer klaren Aufgabenverteilung gilt es, die zwischenmenschliche Zusammenarbeit zu stärken und die gemeinsamen Arbeitsprozesse gut zu organisieren. "Hierfür sind eine gute Koordination und Pflege der gemeinsamen Kommunikation das A und O. Allerdings ist nicht jeder Spezialist ein geborener Netzwerker", erläutert Dr. Farina Herrmann, die beim BÖLW zusammen mit Dr. Babett Jánszky für den Bereich Wissenstransfer und Forschung verantwortlich ist. "Netzwerkkoordination ist ein anspruchsvoller Prozess, der unter anderem Empathie und gute kommunikative Fähigkeiten verlangt", ergänzt Herrmann. Doch das Arbeiten in Netzwerken sei erlernbar und deshalb wünschten sich viele dazu Austausch- und Weiterbildungsangebote. Ihrem Wunsch entsprechend hat der BÖLW gemeinsam mit der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde (HNEE) herausgearbeitet, wie Jungwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zukünftig besser auf das gemeinsame Forschen mit der Praxis vorbereitet werden können.

Eine weitere Erkenntnis aus der BÖLW-Studie: Es braucht vor allem Zeit, um auf die individuellen Ansprüche der Beteiligten und besonders auf die betrieblichen Gegebenheiten und die dort arbeitenden Menschen eingehen zu können. "Forschende müssen aber auch inhaltlich flexibel arbeiten können, damit sie auf Impulse aus der Praxis reagieren und bei Bedarf ihre Forschungsfrage während der Projektlaufzeit nachjustieren können. Dafür sollten die Förderrahmenbedingungen Raum lassen", so Herrmann.

Für die Abstimmungsprozesse in Praxisforschungsnetzwerken ist eine gute Koordination erforderlich. Die kann nur gelingen, wenn die Koordinationsstellen der Netzwerke sowohl finanziell als auch personell gut ausgestattet sind. Nur so kann man die Praxisbetriebe gut betreuen und vor Überlastung – etwa durch zu viele oder thematisch nicht passgenaue Anfragen aus der Wissenschaft – schützen. Für Landwirtinnen und Landwirte muss die Mitarbeit im Netzwerk mit ihrer hohen Arbeitsbelastung im Alltag vereinbar sein. Ihre Mitarbeit refinanziert sich nicht aus ihrem Engagement. Daher benötigt die in Forschungsprojekten beteiligte (Bio-)Praxis eine ausreichende unterstützende Förderung.

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Weitere Förderung

Ausgehend von den Erkenntnissen des Projektes fördert das BÖLN nun verstärkt den Aufbau von Praxisforschungsnetzwerken. Zum Nährstoffmanagement (NutriNet) und zum Weinbau (VitiFit) sind im vergangenen Jahr zwei solche Netzwerke gestartet.

Im NutriNet-Kompetenz- und Praxisforschungsnetzwerk arbeiten Öko-Landwirtinnen und Landwirte, Beratungskräfte, Agrar- und Sozialwissenschaftler sowie Datenexperten und Ökonomen eng zusammen, um den Prozess des gemeinsamen Forschens von Praxis und Wissenschaft genauer zu verstehen und – über die eigene Forschungsarbeit hinaus – einen Leitfaden für gelingende Praxisforschung zukünftiger Netzwerke zu entwickeln. Auch im VitiFit-Projekt (s. B&B Agrar, 4-2019, S. 40) soll der Wissenstransfer ausgebaut werden.

Weitere Informationen zum Witra Projekt (2015-2019):
www.boelw.de/wissenstransfer

Neue Veranstaltungstermine:
www.oekolandbau.de

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