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Wie Ökolandbauthemen Eingang in die Berufsausbildung finden, zeigen Beispiele aus Niedersachsen.
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Seit 2014 entwickelt in Niedersachsen eine Gruppe aus Bildungsexperten konkrete Maßnahmen für dieses Bundesland. Seit zwei Jahren werden die Maßnahmen nach und nach umgesetzt. Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen hat unter anderem die Aufgabe übernommen, Lehrerweiterbildungen anzubieten. Und auch auf Bundesebene wird das Thema "Ökolandbau in der Berufsausbildung" jetzt von Niedersachsen aus bearbeitet. Im Koalitionsvertrag der niedersächsischen Landesregierung ist festgehalten: "... der ökologische Landbau sowie Nachhaltigkeit (sollen) zu einem obligatorischen Bestandteil in Studium und Ausbildung der Landwirtinnen und Landwirte gemacht werden." Niedersachsen ist bundesweit gesehen das größte Agrarland. Jedes Jahr beginnen hier rund 1.000 junge Leute ihre Ausbildung zum Landwirt/ zur Landwirtin.

Dialogforum

Die Aufgabe, in der beruflichen Bildung mehr Ökolandbauthemen im Unterricht zu integrieren, ist nicht einfach. Viele unterschiedliche Einrichtungen sind mit den einzelnen Elementen der Berufsausbildung befasst. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium und das niedersächsische Kultusministerium haben deshalb 2014 ein "Dialogforum" ins Leben gerufen und alle an einen Tisch gebeten.

Das "Dialogforum" hat zwölf Mitglieder, darunter Vertreter der Ministerien, des Landesbauernverbandes, der Landwirtschaftskammer, der Landesschulbehörde, der Öko-Anbauverbände sowie des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen (KÖN). Sie treffen sich ein bis zwei Mal im Jahr. Dieses "Dialogforum" hat die Aufgabe, ganz konkret Vorschläge für Niedersachsen zu erarbeiten, wie Ökolandbauthemen – entsprechend der Formulierung im Koalitionsvertrag – in die Berufsbildung der Landwirte einziehen können. Bisher arbeitet das "Dialogforum" am Ausbildungsberuf Landwirt/ Landwirtin. Das Studium der Agrarwissenschaft wurde noch nicht berücksichtigt.

Eine weitere Argumentationsgrundlage für die Arbeit am Thema "Ökolandbau in der Berufsausbildung" ist der bundesweite Rahmenlehrplan der Kultusministerkonferenz von 1994. Dieser sieht im zweiten und dritten Lehrjahr der Landwirte je 40 Unterrichtsstunden "alternative Landwirtschaft" vor. Die Bundesländer können dabei selbst entscheiden, wie sie diese Empfehlung umsetzen. Anders als beispielsweise Hessen, das einen eigenen Lehrplan erarbeitet hat, setzt Niedersachsen den Rahmenlehrplan so um, wie er formuliert ist. Inhaltlich geht es bei den 80 Berufsschulstunden "alternative Landwirtschaft" auch um Ökothemen wie Fruchtfolgesysteme, Gründüngung, Zwischenfrucht- und Leguminosenanbau oder Nährstoffkreislauf und flächenabhängige Tierhaltung. Ziel ist es, diese 80 Stunden in allen Berufsschulen für den Ökolandbauunterricht zu verwenden. Das entspricht dann knapp zehn Prozent der Unterrichtsstunden in der Berufsschulausbildung.

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Maßnahmenplan

Schon im Gründungsjahr 2014 hat das niedersächsische "Dialogforum" einen Maßnahmenplan zur Integration des Ökolandbaus in die berufliche Bildung für Landwirte und Landwirtinnen erarbeitet. Die Mitglieder des "Dialogforums" bestimmen auch, wer die Maßnahmen in Niedersachsen umsetzen soll. Sie werden bislang von den Organisationen und Institutionen realisiert, die auch Mitglied im "Dialogforum" sind.

Dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen zum Beispiel wurden unter anderem die Aufgaben übertragen, Lehrerweiterbildungen zum ökologischen Landbau zu organisieren sowie die Homepage www.berufsschule-agrar.bio zu entwickeln und zu pflegen. Finanziert wurde diese Arbeit durch ein Landesprojekt. Das KÖN kann seine Arbeit jetzt durch ein Folgeprojekt bis Ende 2018 fortsetzen. Das Interesse der Lehrer an den Exkursionen und Weiterbildungsangeboten wächst stetig. In den ersten Jahren musste das KÖN seine Angebote bei den Lehrern bekannt machen und bewerben. Im vergangenen Jahr fragten Lehrer von sich aus nach Exkursionen auf Ökobetriebe.

Andere Institutionen, die auch Mitglied im "Dialogforum" sind, haben weitere Maßnahmen umgesetzt oder sind noch mit der Aufgabe befasst.

  • Öko-Schweinehaltung in der Praxis: Lehrgänge in der überbetrieblichen Ausbildung (ÜA) sind in Niedersachsen Bestandteil der praktischen Ausbildung. Die Lehrgänge zur Schweinehaltung finden seit 2016 zentral am LBZ Echem statt. Dort wurde 2015 ein Öko-Schweinestall gebaut, in dem seit Januar 2016 alle Auszubildenden mindestens einen Tag lang arbeiten. So lernen sie die Kriterien der ökologischen Schweinehaltung kennen. Diese Lehrgänge setzt die Landwirtschaftskammer als Betreiberin der überbetrieblichen Ausbildungsstätte um.
  • Ökothemen in der Abschlussprüfung: Nachdem gewährleistet ist, dass alle Auszubildenden im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung mit dem Ökolandbau in Berührung gekommen sind, wird dieser Themenkomplex in den Abschlussprüfungen berücksichtigt. Mit dieser Aufgabe ist ebenfalls die Landwirtschaftskammer betraut.
  • Lehrmaterialien zum Ökolandbau: Eine Lehrerkommission, beauftragt vom Kultusministerium, hat Lernsituationen für Themen des ökologischen Landbaus erarbeitet. Die Materialien stehen kostenlos für den Unterricht zur Verfügung.

Das KÖN wird seine Arbeit für mehr Ökolandbau in der Berufsausbildung fortsetzen. Dazu gehören die Pflege der Homepage und Rundbriefe für Lehrerinnen und Lehrer. Seit 2017 werden vom KÖN im Rahmen des Folgeprojektes weitere Aufgaben übernommen:

  • Organisation von Exkursionen auf Öko-Betrieben. Dabei stehen Schwerpunktthemen wie Umstellung auf den Ökolandbau oder Öko-Kontrolle im Mittelpunkt;
  • Verpflichtung von landwirtschaftlichen Beraterinnen und Beratern als Referenten;
  • Organisation eines Seminartags mit Exkursionen zu Biobetrieben für ein niedersächsisches Studienseminar, damit auch angehende Lehrerinnen und Lehrer einen Einblick in den Ökolandbau bekommen;
  • Anwerbung von Öko-Landwirten und Öko-Landwirtinnen für die Prüfungskommissionen der Zwischen- und Abschlussprüfungen.

Im Rahmen des Projektes können Öko-Landwirte und Öko-Landwirtinnen beim KÖN eine Aufwandsentschädigung beantragen, wenn sie Betriebsführungen mit niedersächsischen Berufs- und Fachschulklassen durchführen. Im weiteren Verlauf des Projektes wird geprüft, ob später auch die Ausbildung zum Gärtner berücksichtigt werden soll.

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Vorbild für Bundesprojekt

Niedersachsen ist im bundesweiten Vergleich bei der Umsetzung des Themas "Ökolandbau in der Berufsausbildung" weit fortgeschritten. Das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen hat sich deshalb um ein bundesweites Projekt beworben und Ende 2016 die Zusage erhalten. Das Bundesprojekt wird von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) finanziert und läuft bis Oktober 2018. Partner des Kompetenzzentrums Ökolandbau Niedersachsen sind der Verband der Landwirtschaftskammern und der Deutsche Bauernverband.

Im ersten Schritt werden Interviews mit Bildungsexperten in allen Bundesländern geführt. Auf Grundlage der Erkenntnisse sollen Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. Das Projekt wird von einem Beirat fachlich begleitet und besteht aus insgesamt drei Aufgaben:

  • Status-quo-Analyse durch rund 380 Interviews;
  • Initiierung von "Dialogforen" in 13 Bundesländern;
  • Abschlusstagung mit Präsentation der Projektergebnisse.

Dieses Bundesprojekt nimmt auch die Ausbildungsberufe Gärtner/ Gärtnerin und Winzer/ Winzerin inklusive des Fachschulunterrichtes in den Blick. Im Gegensatz zu den Landwirten – "alternative Landwirtschaft" steht hier bereits dem Rahmenlehrplan entsprechend auf dem Stundenplan der Berufsschulen – gibt es noch keine Empfehlungen für Gärtner/ Gärtnerinnen und Winzer/ Winzerinnen. Doch auch in diesen Berufen spielt der Ökolandbau eine stärker werdende Rolle.

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Ansprechpartner

Ansprechpartnerin im niedersächsischen Projekt:

Bettina Stiffel, KÖN
Tel. 04262-9593-64
b.stiffel@oeko-komp.de

Ansprechpartnerin im Bundesprojekt:

Jutta Beringer, KÖN
Tel. 04262-959382
j.beringer@oeko-komp.de

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