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Zu ausgewählten Themen bestehen Beratungsangebote über Bundesländergrenzen hinweg.
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Ökologischer Landbau

Im Unterschied zur allgemeinen landwirtschaftlichen Beratung hat sich die Ökolandbauberatung im Rahmen bäuerlicher Selbsthilfe und durch die Selbstorganisation der Erzeuger in Verbänden entwickelt. Die kollegiale Beratung unter den Erzeugerinnen und Erzeugern spielt auch heute noch eine große Rolle und findet sich auch in Formaten der hauptamtlichen Beratung wieder (Luley et al. 2014).

Neben länderbezogen unterschiedlichen Beratungsangeboten der Offizialberatung lassen sich vor allem drei Organisationsformen der Beratung für die heute rund 23.000 Erzeugerinnen und Erzeuger ökologischer Produkte (Landwirte, Gärtner, Winzer und Imker) feststellen: Beratung durch die Anbauverbände, durch deren Tochterunternehmen und durch Beratungsringe. Private Beratungsunternehmen sind nur der Vollständigkeit halber zu nennen, aber ohne länderübergreifende Beispiele (vgl. Luley et al. 2014, 96-99).

Historisch hatte die Beratung durch Angestellte der Anbauverbände eine herausragende Bedeutung, weil bis in die 90er Jahre fast 90 Prozent der Öko-Erzeuger in Anbauverbänden organisiert waren, die dem Dachverband Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau angehörten (Luley 1996, 156). Da die Anbauverbände, insbesondere die größeren, nicht nur über regionale, sondern auch über eine nationale Strukturebene verfügen, ist der Wissensfluss und Austausch zwischen den verschiedenen Standorten deutlich besser gewährleistet als bei Systemen mit Kammer- oder Privatberatung.

In der jüngeren Zeit ist die Gründung von zwei Tochterunternehmen als GmbH im Organisationsverbund der Verbände Bioland und Naturland hervorzuheben. Durch ihre Netzwerke an Geschäfts- und Regionalstellen können sie bedarfsorientierte Beratung von unterschiedlich spezialisiertem Fachpersonal anbieten und innerhalb ihrer Unternehmen einen eigenen Wissenspool aufbauen. Für die beteiligten Beraterinnen und Berater bedeutet das, dass sie durch Berufserfahrung, Fortbildungen und den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen eine professionelle Identität als Ökolandbau-Berater entwickeln können (vgl. Luley et al. 2014). Eine weitere Stärke dieses überregionalen Angebots sind Synergien durch Forschungskooperationen, beim Aufbau eigener Datenbanken und in der Verfeinerung der Leistungspalette. 2015 folgte die Gründung des Vereins Demeter Beratung e.V., mit dem auch dieser Verband die Beratung in den Bundesländern unter einem gemeinsamen Dach neu gefasst hat.

Die Dynamik bei der Organisation professioneller Beratung führt auch innerhalb der Bundesländer zu größeren Verbünden. Beispiel ist der Öko-Beratung Baden-Württemberg e.V. als Zusammenschluss von Baden-Württembergs Öko-Anbauverbänden und Beratungsdiensten des Ökologischen Landbaus.

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Familienberatung

Beratungsangebote für landwirtschaftliche Familien, die in schwierigen sozioökonomischen Situationen stehen, gibt es in einer Reihe von Bundesländern - wenn auch in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen. Ausgehend von einer Initiative in Baden-Württemberg haben seit den späten 80er Jahren vorwiegend kirchliche Träger einzelbetriebliche und telefonische Beratungsangebote entwickelt.

Angeboten wird konfessionsunabhängige, vertrauliche Beratung in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Inhalte dieser Beratungsangebote sind geistig-seelische Unterstützung und Hilfe bei sozialen, persönlichen und wirtschaftlichen Konflikten und Problemsituationen, wie zum Beispiel Lebenskrisen, Verschuldung oder Generationenkonflikten, die einzelne, zwei oder mehr Menschen in den landwirtschaftlichen Familien betreffen.

Die verschiedenen Träger arbeiten bereits seit rund 20 Jahren überregional zusammen, seit 2016 sind sie zusammengeschlossen als "Bundesarbeitsgemeinschaft Familie und Betrieb e.V." Während fast alle der regionalen Beratungsorganisationen kirchlich oder berufsständisch getragen werden, erhält die Bundesarbeitsgemeinschaft institutionelle Förderung durch die landwirtschaftliche Rentenbank und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

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Natur- und Gewässerschutz

In einer Reihe von Bundesländern besteht die politische Auffassung, dass die Bereitstellung von gesellschaftlich erwünschten öffentlichen Gütern wie sauberes Wasser oder vielfältige Agrarökosysteme (auch Ökosystemdienstleistungen genannt) durch Beratung gefördert werden sollte. So hat sich um die Gesamthochschule Kassel und getragen durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte des Bundesamts für Naturschutz eine Initiative zur Naturschutzberatung entwickelt, die zunächst am Kompetenzzentrum Ökolandbau in Niedersachsen (Meyerhoff 2015) und dann an weiteren Standorten in mehreren Bundesländern zu konkreten Maßnahmen geführt hat (van Elsen et al. 2006). Einen aktuellen Überblick über die inzwischen vielfältigen Beratungsangebote gibt die Deutsche Vernetzungsstelle. Zum Gewässerschutz stellt sich die Beratungssituation für die neuen und die alten Bundesländer unterschiedlich dar: Während in einigen alten Bundesländer durch die Wasserwerke finanzierte Beratung in Wasserschutzgebieten schon eine lange Tradition hat, wurden in den neuen Bundesländern Beratungsangebote für eine gezielte Verbesserung der Gewässerqualität erst im Zusammenhang mit der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie entwickelt. Eine Expertenbefragung in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen zeigte für den Zeitraum 2008 bis 2013 staatlich geförderte Beraterinnen und Berater, die den Landwirtinnen und Landwirten in den jeweiligen Bundesländern Informationsangebote zur Reduktion diffuser Nährstoffeinträge machen (Knierim et al. 2012).

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Ein Beispiel dafür zeigt die durch ELER geförderte Gewässerschutzberatung in Trinkwassergewinnungsgebieten und in Zielgebieten der EG-Wasserrahmenrichtlinie in Niedersachsen, wobei die Beratungsleistungen von unterschiedlichen Unternehmen erbracht werden können, vorausgesetzt die Beratungskräfte verfügen über die definierten Qualifikationen. Die beauftragende Stelle für die Beratung ist der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz im Auftrag des für die Wasserrahmenrichtlinie zuständigen Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Räumlich am breitesten institutionalisiert war das Beratungsangebot zum Gewässerschutz in der Förderperiode 2007 bis 2013 in Schleswig-Holstein, wo von privatwirtschaftlichen Beratern organisierte Gewässerschutzforen staatlich finanziert wurden (Knierim et al. 2012). Dieses Angebot wird in der neuen Förderperiode fortgesetzt. Hinweise auf überregionalen Austausch bestehen über die Website der Deutsche Vernetzungsstelle.

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Literatur

  • Knierim, A., Paul, C., Knuth, U., Unger, J. (2012): Landwirtschaftliche Fachberatung zur Umsetzung der WRRL: Wissenschaftliche Grundlagen für ein Beratungskonzept in Brandenburg; Endbericht. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg.
  • Luley, H. (1996): Information, Beratung und fachliche Weiterbildung in Zusammenschlüssen ökologisch wirtschaftender Erzeuger. In: Sozialwissenschaftliche Schriften zur Landnutzung und ländlichen Entwicklung Band 12. Margraf Publishers, Weikersheim.
  • Luley, H., Kröger, M., Rieken, H. (2014): Beratung ökologisch wirtschaftender Erzeuger in Deutschland. Kommunikation und Beratung. In: Sozialwissenschaftliche Schriften zur Landnutzung und ländlichen Entwicklung Band 117. Margraf Publishers, Weikersheim.
  • Meyerhoff, E. (2015): Entwicklung der Naturschutzberatung in den letzten Jahren. Rückblick und aktueller Stand – Perspektiven für die Zukunft? Vortrag – Insel Vilm – 29. Juni 2015.Download (PDF | 1,3MB)
  • van Elsen, T., Meyerhoff, E., Oppermann, R., Wiersbinski, N., (Bearb.) (2006): Naturschutzberatung für die Landwirtschaft. Ergebnisse des 2. und 3. Trainingsseminares. BfN Skripten 165.Download (PDF-Datei)

Stand: 28.08.2017

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