Welchen Stellenwert haben Schulprojekte an der Fachschule in Kleve und wie läuft dort der Projektunterricht ab? Fachlehrer Christian Wucherpfennig berichtet von den Erfahrungen, die Studierende dabei machen, und stellt das Projekt einer elektrischen Hacke im Möhrenanbau vor.

Der Besuch der landwirtschaftlichen Fachschule soll die Absolventinnen und Absolventen befähigen, als Unternehmerin oder Unternehmer in einer anderen leitenden Position Verantwortung zu übernehmen. Wesentliches Ziel dabei ist es, fundiert Entscheidungen in Abstimmung mit einem Team treffen zu können. Dabei kommt der Projektarbeit an der landwirtschaftlichen Fachschule eine besondere Bedeutung zu, denn gerade hier besteht die Möglichkeit, entsprechende Fähigkeiten zu trainieren.

Für die Projektarbeit sind gemäß Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg (APO BK Anlage E) zwei Unterrichtsstunden pro Woche vorgesehen. Oftmals erfolgt der Unterricht an der Fachschule in Kleve jedoch nicht in Präsenzform, sondern die Studierenden arbeiten während dieser oder zu einer selbst gewählten anderen Zeit selbstständig einzeln oder in Gruppen. Während der zweijährigen Fachschulzeit bearbeiten die Studierenden drei Projekte, davon zwei im ersten und eins im zweiten Schuljahr.

Projektbeispiel: Elektrische Hacke im Möhrenanbau

Möhren werden im Ökolandbau häufig auf Dämmen in doppelter Saatreihe angebaut. Sie weisen eine langsame Jugendentwicklung auf, sodass Unkräuter viel Zeit und Platz haben, sich zu etablieren. Die Hacke zwischen den Reihen musste bisher immer per Hand erfolgen, da es keine Maschine gab, die so genau arbeitete, dass sie die Unkräuter zwischen den Reihen sicher erfasste, ohne die Möhren zu beschädigen. Vor einiger Zeit bot eine Startup-Firma, an der auch ein ehemaliger Studierender beteiligt ist, den Studierenden die Möglichkeit, den Prototyp einer elektrischen Hacke bei Möhren zu testen. Die kleine elektrische Hacke sollte dazu dienen, vor allem zwischen den beiden Reihen zu hacken.

Zwei Studierende nahmen sich des Themas an und testeten den Prototyp im eigenen Möhrenanbau. Die Verbesserungsvorschläge flossen in einen weiterentwickelten Prototyp ein, der erneut intensiv getestet wurde. Mittlerweile erlangte der Prototyp die Serienreife und wird auch im Betrieb erfolgreich eingesetzt.

Im Rahmen dieses Projektes konnten die Studierenden viele Fähigkeiten trainieren. Die Arbeit der Hacke war durch Fotos und Filmmaterial für die Firma zu dokumentieren und es waren zahlreiche Gespräche zu führen. Die Projektteilnehmer erfuhren, wie ein Unternehmen außerhalb der Landwirtschaft funktioniert, und lernten auch Strategien kennen, um den eigenen Betrieb zu optimieren. Den Studierenden war die Begeisterung für das Thema bei der Vorstellung im Plenum anzumerken und der Lerneffekt war sehr groß.

Weitere Informationen:

Den ungekürzten Beitrag zum Schulprojekt finden Sie in der Ausgabe 2-2022 von B&B Agrar: https://www.bildungsserveragrar.de/fachzeitschrift/aktuelle-ausgabe/