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Innovationen sind ein Schlüssel, um den Herausforderungen moderner Agrarwirtschaft zu begegnen. Vor diesem Hintergrund verfolgte das EU-Projekt i2connect vor allem zwei Ziele: land- und forstwirtschaftliche Beraterinnen und Berater in Innovationsmethoden aus- und fortzubilden und untereinander zu vernetzen. Unter dem Dach des Beratungsnetzwerks Internationale Akademie für ländliche Beratung e. V. (IALB) haben sich die deutschsprachigen Projektpartner beteiligt, unter anderem die Staatliche Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk).

Methodentraining

Ländliche Beratungskräfte sollen in die Lage versetzt werden, komplexe Innovationsprozesse effektiv zu unterstützen und dadurch zu mehr erfolgreichen Innovationen im ländlichen Raum beizutragen. Besonders gut funktionieren Innovationsansätze, bei denen unterschiedliche Akteure ihre verschiedenen Kompetenzen einbringen. Durch diesen Multi-Akteurs-Ansatz lässt sich die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Verbreitung und Etablierung von Neuerungen verbessern. Dies erfordert besondere methodische Kompetenzen von Beraterinnen und Beratern im Bereich Innovations-, Projekt- und Netzwerkmanagement.

In acht EU-geförderten Innovationsseminaren mit anschließender sechsmonatiger Coachingphase wurden in Bayern 77 landwirtschaftliche Beraterinnen und Berater und 25 forstwirtschaftliche Beraterinnen und Berater in Methoden für interaktive Innovation geschult. Im Mittelpunkt des Innovationsmethodentrainings stehen beispielsweise folgende Tools (s. Abbildung):

  • Über die Netzwerkanalyse werden notwendige Partner für erfolgreiche Innovationsprojekte identifiziert.
  • Die Initiativenspirale dient der Analyse von Innovationsprozessen, kann aber auch zur Konzeption und Planung von innovativen Projekten genutzt werden.
  • Das Modell „Warmer und kalter Prozess“ verdeutlicht den Unterschied zwischen netzwerkendem und projektbasiertem Arbeiten und macht die wesentliche, jedoch häufig unterbewertete Funktion der Netzwerkarbeit im Projektmanagement sichtbar.

Im Seminar wird konsequent mit Praxisfällen der Teilnehmenden gearbeitet. Regelmäßig wird ein Projekt im Rahmen von EIP-Agri (Europäische Innovationspartnerschaft für landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit) in den Mittelpunkt gestellt, um die Innovationsmethoden an einem echten Praxisfall anzuwenden. In jedem i2connect-Seminar wird ein Landwirt/eine Landwirtin eingeladen, um die Perspektive der Praxis auf die von den Teilnehmenden eingebrachten Fallbeispiele zu erläutern.

Das i2connect-Training wird dauerhaft in das Bildungsprogramm der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk) aufgenommen und einmal jährlich unter dem Titel „interaktive Innovation“ angeboten. Das Thema Innovationsberatung wurde zudem im FüAk-Ausbildungsseminar Beratungsmethodik der Anwärter (Qualifikationsebene 3) und Referendare der Landwirtschaftsverwaltung aufgenommen.

Coaching für den Berufsalltag

In der Coachingphase erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Unterstützung in Online-Gruppenberatungen. Die kollegialen Beratungen konzentrierten sich dabei auf die individuellen Fragestellungen in den aktuellen Innovationsprojekten. Auch das Thema Umgang mit Widerstand gegen Neuerungen und die Methode Storytelling zur Verbreitung von Innovationen wurden im Online-Coaching bearbeitet.

Ziel der Kombination von Coaching mit dem klassischen zwei- bis dreitägigen Seminar ist die Verbesserung des Lerntransfers und die Anwendung der im Seminar eingeführten Methoden in den Berufsalltag der Teilnehmenden. Mit dem Gruppen-Onlinecoaching wurde ein effektiver Weg gefunden, der sich auch für weitere FüAk-Seminargruppen anbietet. Dazu wurde vom i2connect-Trainerteam ein Coaching-Leitfaden entwickelt.

Das Innovationsmethodentraining für Berater musste europaweit in die entsprechenden Sprachen übersetzt werden. Die Führungsakademie hat zu Beginn des Projekts bei der Konzeption des Seminars und der Trainerqualifizierung mitgewirkt, da bereits aus dem EU-Projekt „AgriSpin – Space for Innovations in Agriculture“ (Laufzeit: 2015 bis 2017) Erfahrungen mit Schulungen zu Innovationsberatungsmethoden vorlagen. In sieben Train-the-Trainer-Lehrgängen (TTT) wurden 91 Methodik-Trainer auf ihren Einsatz in den Heimatländern vorbereitet.


Das Projekt i2connect

Im Projektkonsortium von i2connect (Laufzeit: 2019 bis 2024) waren 42 landwirtschaftliche Beratungsdienste und Bildungseinrichtungen aus ganz Europa beteiligt, die sich innerhalb des Netzwerks der europäischen ländlichen Beratungsdienste EUFRAS gefunden und erfolgreich an der Projektausschreibung der EU teilgenommen haben. Die Federführung lag bei der französischen Landwirtschaftskammer (APCA). Bei dem EU-Projekt handelte es sich um eine Koordinierungs- und Unterstützungsmaßnahme (Coordination and Support Action) im Rahmen von EU Horizon 2020.

Die FüAk arbeitete im Projekt i2connect als Drittpartner des deutschsprachigen Beratungsnetzwerks Internationale Akademie für ländliche Beratung e. V. (IALB) mit folgenden weiteren Drittpartnern der IALB zusammen: der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), der Wiener Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) und der Landwirtschaftskammer Österreich. Weitere deutschsprachige i2connect-Projektpartner waren die Uni Hohenheim und AGRIDEA aus der Schweiz.


Europaweites Trainernetzwerk

Die beratungsmethodischen Trainingseinheiten bildeten das Rückgrat des i2connect-Projekts. Die intensive Zusammenarbeit dort hat zur Gründung eines europaweiten Trainernetzwerks geführt. Unter dem Dach des europäischen Beraternetzwerks EUFRAS (European Forum for Agricultural and Rural Advisory Services) wird es – gemeinsam mit dem EU-Projekt ATTRACTISS (AcTivate and TRigger ACTors to deepen the function of Innovation Support Services) – ein jährliches Intervisions- und Netzwerktreffen der ehemaligen i2connect-Trainer geben. Der Trainer-Pool wird um Personal aus der Qualifizierungsreihe CECRA (Certificate for European Consultants in Rural Areas) und dem aktuell laufenden Projekt ATTRACTISS ergänzt.

Cross-Visits

Bei den Cross-Visits im Rahmen des i2connect-Projekts treffen sich acht bis zwölf in den Seminaren geschulte Beraterinnen und Berater aus ganz Europa zur Erkundung und Analyse eines Innovationsprojekts. Hierbei werden die Innovationsmethoden aus dem Seminar auf Praxisfälle angewandt. Ziel des Cross-Visits ist ein beidseitiger Lernprozess: Die i2connect-Beratungskräfte lernen eine Innovation kennen und vertiefen ihre Innovationsberatungskompetenz. Die Akteure des Innovationsprojekts erhalten Rückmeldungen und Ideen aus dem internationalen Kreis der Beratenden für eine erfolgreiche Weiterentwicklung ihres Projekts.

Informationsfundus

Die Internetseite des EU-Projekts i2connect ist auch nach Ablauf der aktiven Projektphase ein wertvoller Fundus für zahlreiche Materialien und Dokumente. Neben den AKIS-Länderberichten, einer umfangreichen Video-Bibliothek und Best-Practice-Beispielen interaktiver Innovation finden sich erwachsenenpädagogische Konzepte zur Qualifizierung von Innovationsberatenden und eine Toolbox mit Materialien für die Beratungspraxis.

AKIS-Länderbericht: Für jedes EU-Land wurde ein AKIS-Länderbericht erstellt, der einen Überblick über das jeweilige Beratungs-, Forschungs- und Bildungssystem gibt. AKIS steht für Agricultural Knowledge and Innovation System, die Lernlandschaft des Agrarsektors. Zur Darstellung des Forstlichen Wissens- und Innovationssystems hat Margret Kolbeck, Dozentin an der Führungsakademie für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (FüAk), erstmalig für Bayern und Deutschland ein entsprechendes Diagramm erstellt. Die Überblicke ermöglichen es zum Beispiel, bei der Konzeption von Innovationsprojekten Akteure und Partner zu identifizieren.

Best-Practice-Beispiele: Die FüAk hat 25 der 200 veröffentlichten Best-Practice-Beispiele für interaktive Innovation erstellt, die sowohl in der Beratungspraxis als auch in der Aus- und Weiterbildung genutzt werden können (https://i2connect-h2020.eu/de/practical-interactive-innovation-cases/).

Publikationen: Ins Deutsche übersetzte Quick-Reference Karten fassen die i2connect-Innovationsmethoden ansprechend illustriert zusammen. Auf der i2connect-Webseite finden sich darüber hinaus viele informative Kurzvideos, unter anderem ein neuer Beitrag über das europäische Beraterqualifizierungssystem CECRA (https://i2connect-h2020.eu/de/the-cecra-training-program-empowering-european-advisors-in-rural-areas/).

Datenbank: Die Registrierung in der Europäischen Datenbank für Beratungsdienste bietet die Möglichkeit, innerhalb eines europaweiten Netzwerkes sichtbar zu werden. Die im i2connect-Projekt aufgebaute Datenbank bietet einen Überblick über aktive Beraterinnen und Berater sowie ländliche Beratungsorganisationen und Innovationsdienstleister in etwa 30 Ländern. Dies erleichtert die Kontaktaufnahme und auch den Austausch zu interaktiven Innovationen und nicht zuletzt unter den Beratungsdienstleistenden selbst.

Kompetenzprofil: Eine zentrale Grundlage für die Beraterqualifizierung im Rahmen von i2connect legte die Entwicklung des Kompetenzprofils für Innovationsberatungskräfte (https://i2connect-h2020.eu/wp-content/uploads/2021/09/Deliverable-1-4-1.pdf). Das Team Beratungsmethodik der Abteilung Bildung an der FüAk arbeitet derzeit an der Aktualisierung des Skripts zur beratungsmethodischen Ausbildung, in welches das Kompetenzprofil integriert werden soll.

In der Creative Content Group, dem Thinktank des Projekts i2connect, wurden Empfehlungen für didaktische Strategien entwickelt (https://meteodocs.llkc.lv/index.php/s/nSbSFwpkPrEJeGF#pdfviewer). Hier wurden als Ergebnis des Projekts die Erfahrungen und Erkenntnisse der Qualifizierung von Beraterinnen und Beratern in interaktiven Innovationsmethoden zusammengefasst. Dieser Bericht ist vor allem für Methodik-Trainerinnen und -Trainer sowie Leiterinnen und Leiter von Bildungsabteilungen interessant.

Fazit und Ausblick

Das EU-Projekt i2connect hat die Grundlagen für eine europaweite Vernetzung von Beratungseinrichtungen gelegt und durch seine interaktiven und praxisorientierten Ansätze einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der Bildungs- und Beratungsarbeit in der Landwirtschaft geleistet. Die entwickelten Methoden fördern nicht nur Innovation, sondern stärken auch die Netzwerke und Kompetenzen der Beraterinnen und Berater. Das Projekt hat gezeigt, dass interaktive Innovation als Schlüssel zur Lösung komplexer Herausforderungen dienen kann. Das entstandene europäische Trainernetzwerk wird unter dem Dach von EUFRAS fortgeführt. Mit dem Nachfolgeprojekt ATTRACTISS und weiteren geplanten EU-Projekten werden die entwickelten Methoden vertieft und erweitert.


Link

Sammlung von nützlichen Informationen und Materialien zum Projekt i2connect unter https://i2connect-h2020.eu/de/ 


Hinweis

Text verändert auf Grundlage der Erstveröffentlichung in der Zeitschrift „Schule und Beratung“, Ausgabe 1-2/3-4 2025.